Der Grund weshalb ich den Jazz Palace gegründet habe

Noch vor ein paar Tagen stand ich in Hamburg auf der Bühne der 12min.me und habe über den Jazz Palace gesprochen. Dort habe ich darüber gesprochen, wie es eigentlich dazu kam, dass ich den Jazz Palace gegründet habe. Ich habe den Vortrag für euch aufgezeichnet. Wenn ihr möchtet, könnt ihr das ganze Video also auch auf YouTube sehen.
Ich selbst bin kein Jazzmusiker geworden. Aber meine Eltern – beide Kirchenmusiker – haben mir Musik von Anfang an mitgegeben. Ich bin mit Musik aufgewachsen, es war kein Hobby, sondern Teil meines Alltags. Mein Vater war außerdem immer ein Bastler und Tüftler. Mit sieben Jahren bekam ich von ihm meinen ersten Laptop. Und da fing es an: Ich habe angefangen, mich für Computer zu interessieren. Mit zwölf habe ich dann zum ersten Mal einen Ice-Age-Film gesehen – und war total begeistert von dieser 3D-Welt. Ich wollte das auch können. Ich wollte 3D-Animationen machen, virtuelle Räume erschaffen, Geschichten erzählen.
Mit 14 Jahren hatte ich dann meine ersten Praktika bei großen Firmen. Und irgendwann – so im Alter von 18 – habe ich angefangen, eigene 3D-Modelle zu bauen. Ich habe mich da richtig reingesteigert. Nach dem Abi hatte ich nochmal ein halbes Jahr Zeit und durfte dann bei Congaz arbeiten, einem Produktionsstudio in Düsseldorf. Da habe ich die virtuelle Kulisse für ein Auto-Projekt gebaut – für eine echte Installation mit drei Leinwänden. Ich habe die 3D-Welt dahinter animiert. Das ist jetzt zehn Jahre her. Aber schon damals habe ich immer wieder versucht, meine Leidenschaft für Musik mit meiner Liebe zur Animation zu verbinden.
Dann stand ich vor der Frage: Was mache ich jetzt? Ausbildung? Studium? Mediengestalter? Kommunikationsdesign? Ich hatte aber einfach keine Lust mehr auf Prüfungen und Klausuren. Ich wollte lieber direkt machen. Also habe ich mich kurzerhand selbstständig gemacht. Das war 2016. Ich bin damals mit einem Schnellhefter unterm Arm beim Optiker nebenan reinspaziert und hab gesagt: Eure Website braucht ein Update. So ging das los. Ich habe Logos, Corporate Designs, Webseiten gemacht – für Gastronomen, für einen Kirchenchor, für ein Ingenieurbüro, für einen Defibrillatoren-Händler.
Aber ich war so perfektionistisch und leidenschaftlich dabei, dass es sich finanziell noch nicht richtig getragen hat. Also habe ich nebenbei gekellnert. Und zwar richtig viel. Ich habe jedes Wochenende in einem großen Gastronomiebetrieb gearbeitet, wo Hochzeiten gefeiert wurden. Zwei, manchmal vier Hochzeiten an einem Wochenende. 18-Stunden-Schichten. Total anstrengend – aber auch total inspirierend. Es war diese festliche Atmosphäre, die mich gepackt hat. Und irgendwann – ich saß wieder mal zu Hause, habe an meinen 3D-Projekten gearbeitet, Musik gehört, nach Lösungen gesucht – da kam alles zusammen: meine musikalische Prägung, meine Leidenschaft für Design und diese festliche Stimmung.
Ich wollte einen Palast für den Jazz bauen. Das war meine Idee. Und es war wirklich nur eine Träumerei, ein Schloss in den Wolken – und es sollte auch verdammt teuer werden. Um euch eine Vorstellung zu geben: Stellt euch die Partys aus dem Film „The Great Gatsby“ vor – ungefähr das. Nicht viel weniger als das.
Nun hätte ich anfangen können, dafür zu sparen, aber ich dachte mir: Wir brauchen eigentlich eine Community, ein Netzwerk, eine gesammelte Kraft. Wir müssen die Menschen, die Jazz lieben, an einem Ort versammeln und gemeinsam etwas aufbauen. Das war die Gründungsidee vom Jazz Palace.
Ich war kein Webentwickler. Ich war Designer. Also habe ich mein ganzes hart erarbeitetes Kellnergeld genommen und versucht, das Projekt nach Indien outzusourcen. Die erste Version der Website sah auch gar nicht so schlecht aus. Aber leider haben die Entwickler damals mehr versprochen, als sie halten konnten. Ich musste also selber ran. Habe mir HTML und CSS beigebracht, alles selbst aufgebaut. 2017 habe ich meine erste eigene Plattform entwickelt – mit Login, Profilbild hochladen, Musikerprofil, Veranstalterprofil, Events organisieren, Buchungsanfragen – alles, was man halt so braucht für ein eigenes soziales Netzwerk.
Nur: Es wird relativ schnell langweilig, wenn man der einzige ist, der darauf aktiv ist. Und genau deshalb will ich jetzt die Jazzszene für das Projekt gewinnen.
Jazz ist Improvisation. Jazz ist Live-Musik. Komposition aus dem Moment. Das funktioniert nicht über Streaming. Die Leute verdienen damit kein Geld. Stattdessen gibt es Förderungen, Spenden, Mitgliedsbeiträge. Aber vor allem: loyale Fans.
Und Jazz ist vielfältig. Fusion, Jazz-Rock, Blues, Electro-Swing, Nu Jazz – you name it. Nur diese vier Stunden Relaxing Background Music auf YouTube – das ist für mich kein Jazz. Jazz ist da, wo Menschen sind. Und Deutschland ist das bevölkerungsreichste Land Europas. Wir haben die größte Jazzszene auf dem Kontinent.
In Hamburg – meiner Heimatstadt – gibt es so viel Jazz. Wer Lust hat, kann einfach mal auf jazzpalace.com gehen und seine Postleitzahl eingeben. Wir haben über 300 Veranstalter in Deutschland kontaktiert, fast 100 sind schon dabei. Viele davon aus Hamburg. In Hamburg wird Jazz sogar mehr gefördert als anderswo – 10 % Plus, während überall sonst gekürzt wird.
Ich will 100 Clubs, 1.000 Künstler:innen und 10.000 Fans vernetzen. Denn sie alle haben ihre eigenen Interessen:
Künstler:innen wollen auf die Bühne. Veranstalter:innen wollen, dass der Laden voll ist. Fans wollen gute Konzerte erleben.
Mit meinem Know-how aus der Webentwicklung helfe ich Veranstaltern, ihre Websites aufzufrischen und ihre Konzerte besser zu verbreiten. Dafür haben wir ein WordPress-Plugin entwickelt, das Konzertinformationen automatisch verteilen kann.
Und so hoffe ich, dass wir Schritt für Schritt dem Traum vom Jazz Palace ein Stück näherkommen.